Mittwoch, August 12, 2009

Smalltalk

Erstes Sommergespräch des ORF mit Maria Vassilakou, befragt von Ingrid Thurnher und Erika Pluhar. Die Reaktionen auf Marias Pinnwand auf Facebook danach sind ausschliesslich positiv, von Robert Menasse bis Andreas Lindinger gratulieren viele zum "gelungenen und sympathischen Sommergespräch". Weniger positiv die Postings zum Artikel im Standard, doch das ist man auch schon gewohnt, die Artikel auf die die Standard-Community positiv reagiert sind ja doch eher selten.
Fairerweise muss ich gestehen, dass ich nur etwa die erste Hälfe gesehen habe, dann läutete mein Telefon und das restliche Gespräch lief dann nur noch als Hintergrundkulisse ab, inhaltlich konnte ich dem Geplauder nicht mehr folgen. Ich hatte auch noch keine Zeit, mir das Sommergespräch zum Nachschauen anzusehen.
Trotzdem fühle ich mich eher wie Gerald Bäck, der das Gespräch zum Gähnen fand. Wirklich Brisantes, Spannendes kam nicht zur Sprache, es ist Maria nicht wirklich gelungen, einen Punkt zu landen. Eher verwirrend finde ich die nun schon wiederholt getätigte Aussage, sie wolle die Grünen programmatisch "radikal" neu orientieren. Das Programm halte ich ja für das Beste an den Grünen und zu Recht hat Maria ja selbst darauf hingewiesen, dass die Grünen "seit 30 Jahren" die richtigen Forderungen vertreten. Ich sehe keine Notwendigkeit der Abkehr von Ökologie (denn bei den anderen Parteien klafft Rhetorik und Handeln weit auseinander, sh. z.B. zuletzt die Diskussion um Photovoltaik), Nachhaltigkeit, sozialem Ausgleich und Integrationsanspruch, halte die feste pro-demokratische scharfe Abgrenzung nach rechts für wichtig und richtig. In welche Richtung soll also die "radikale Neuorientierung" gehen? Mehr Wirtschaftskompetenz, ja. Das fehlt nach wie vor. Näher an die Bürger und - wie Maria selbst sagt - mehr Kooperation mit den "Kräften der Erneuerung". Eine offenere, weniger mit sich selbst als mit den Problemen der Menschen beschäftigte Partei - das alles. Aber "programmatische Neuorientierung"?
Dass es mit der Öffnung aber noch eher holprig geht, darauf weist Max Kossatz in seinem Blogeintrag hin. Hier, liebe Maria, liegt das Problem. Und an einer pointierten Vermittlung, authentisch und zeitnah, abgehandelt an aktuellen, für die Menschen interessanten Problemen und Anlässen. Nicht am Programm.
Schlusssatz in Richtung ORF: Eine schlecht vorbereitete Ingrid Thurnher und eine mit offener SP-Sympathie, dafür fachlich nicht fundiert plaudernde Erika Pluhar sind wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluss, wie Politik im öffentlich-rechtlichen Fernsehen abgehandelt werden kann.

1 Kommentar:

  1. Ad. hoc: Ich fand das Gespräch insgesamt ganz gut.

    Am vielversprechendsten finde ich die Realisation, dass die Menschen die Grünen verstehen müssen.

    Solarkollektoren auf jedes Dach ist ja schon ganz greiflich, und obwohl schon sehr verbreitet geht es noch näher und breiter an der Bevölkerung: Wir wollen wieder mehr Land- und Forstwirtschaft in Österreich, dadurch, dass auch unsere Bauern Energie liefern aus Holz und dadurch die Regionen und Gemeinden wirtschaftlich stärken. Güssing in Burgenland zeigt es vor. Die produzieren sogar Biogas zum Autofahren - für die Fahren die nicht vermeidbar sind mit Öffentlichen und Fahrrad, natürlich! - Unsere Installateure und Dienstleister sollen den Menschen Solarkraftwerke für Warmwasser und Strom auf ihre Dächer bauen. Namhafte Industriebetriebe wie Elin produzieren heute bereits weltweit für die Windenergie. Und mit 10x mehr geförderter Wärmedämmung helfen wir den Menschen Ihre Heizkosten zu senken. 100.000 Jobs können im Bereich geschaffen werden, dass sagen sogar frühere ÖVP-Politiker wie Riegler und Fischler. Und nicht zuletzt schützen wir damit das Klima und brauchen keine Atomstrom-Importe mehr."

    Dazu, dass Grüne Kernthemen heute eh jede Partei vertritt, da kann man programmatischen Schein und politisches Handeln noch fundierter Klarstellen: Klimaschutz: Meilenweite Kyto-Ziel-Vorgaben-Verfehlung, saubere Energie, früher hatten wir über 70% jetzt unter 60%.

    Ich habe das Gefühl, dass sich ein bisschen was tut bei den Grünen. Und das möchte ich auch mal anerkennen. Soweit, dass die Grünen Ihre gnadenlosesten Kritiker anerkennen, ist es aber noch lange nicht!

    Das Konzept des ORF Politik trifft Kultur finde ich großartig. Erika Pluhar hat mir auch gefallen und ihr Anliegen nach Authentizität, Leidenschaft und Impulsivität teile ich voll und ganz. Wobei ich nicht verstehen kann, was sie diesbezüglich mit der SPÖ zufrieden sein lässt. Aber das wäre wohl ein anders Sommergespräch, dass ich spannend finden würde.

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